Mittwoch, 14. Juli 2021

Gesucht: Kreisläuferin - Eine Handballgeschichte

Meine Mannschaft hat tatsächlich dieses Problem :)  Und vor ein paar Tagen kreisten meine Gedanken darum.  Daraus entstand dann diese Geschichte 


Am Ende des Trainings


Trainerin: „Also Mädels, ihr wisst, in 8 Wochen startet die neue Saison und durch Tinas Schwangerschaft und Rinas Umzug fehlt uns mindestens eine Kreisläuferin. Freiwillige vor. Wer möchte???“


Es wird still in der Halle, manche schauen in die Luft, die anderen zur Seite. Alexa würde am liebsten die Halle verlassen.


Trainerin: „Na Mädels, keine will? Ohne Kreisläuferin geht es aber nicht. Hat von Euch noch keine am Kreis gespielt?“


Alexa verschluckt sich fast bei dieser Frage und verlässt eilig die Halle um zur Toilette zu gehen und dort sich mit Wasser das Gesicht abzuwaschen und ein wenig zu trinken. Ein paar Minuten später geht sie wieder rein.


Alexa: „Na, habt ihr eine gefunden?“


Trainerin: „Nein, alles ok mit Dir, Alexa?“

Alexa: „Ja, alles ok, hab mich nur verschluckt“.


Trainerin: „Überlegt es euch, denkt bis nächste Woche drüber nach, wer es machen könnte. Es wäre wohl für die komplette Hinrunde, 5 Spiele.“


Alexa macht sich auf den Weg nach Hause. Sie zieht sich aus und duscht erst mal. Im Grunde ist es nicht ihr Problem. Sie ist Torfrau und momentan die einzige. Von daher... könnte es ihr egal sein. Könnte. Nun ja. Die Frage ihrer Trainerin, wer schon mal am Kreis gespielt hat, könnte sie locker mit „ja“ beantworten. Schließlich hat sie ca. 6 Jahre am Kreis gespielt, bis sie endgültig ins Tor gewechselt ist.


Am Freitag, als sie ihr Handy anmacht, ist eine Nachricht in ihrer Whats App Gruppe da.

Trainerin: „Denkt ihr daran das sich meldet um am Kreis zu spielen?“

Alexa macht das schnell wieder zu. Sie will sich nicht damit befassen. Sie ist die Älteste ihrer Mannschaft und will das den Jüngeren überlassen.


Mittwoch. Es ist soweit. Alle sind pünktlich versammelt. Irgendwie traut sich keine, sich zu melden. Alexa meldet sich: „Mädels, so schwer ist das nich. Traut Euch.“ Alle schauen sie an. Auch die Trainerin: „Was meinst Du damit, Alexa??“. Alexa: „Nichts Trainerin, überhaupt nix.“ Sie schaut dabei nach oben. Eine ihrer Mitspielerinnen fragt: „Hast Du schon am Kreis gespielt?“ Sie bekommt wieder einen Hustenanfall. Kommt bloß nich auf blöde Ideen, denkt sie. Laut sagt sie: „Ob ich habe oder nich, is völlig egal, ich bin die einzige Torfrau, schon vergessen?“ Alle gucken. Trainerin: „Stimmt Alexa aber da würde sich bestimmt eine Lösung finden.“ Autsch, denkt Alexa, scheisse!! Und: Und ich bin die Älteste, wie ihr wisst, wenn ich 5 mal hin und zurück laufen muss, brauche ich ein Sauerstoffgerät. 60 Minuten alleine schaffe ich das nicht.“ Trainerin: „Tja Mädels, da muss wohl doch jemand von Euch ran.“ Shit denkt Alexa, hätte sie man bloß ihre Klappe gehalten. Alexa: „Ich helfe Euch dabei, dann könnt ihr spielen und ich bleibe im Tor.“ Alexa wendet sich zur Trainerin: „Könntest Du Judith und Carmen fragen, ob sie aushelfen?“ „Ja klar, mache ich.“ Übrigens, in 2 Wochen haben wir ein Testspiel in Mümmelmannsberg gegen TUS Öjendorf, ca 19 Uhr. Dann testen wir das mit Dir am Kreis, Alexa“. „Oh shit“. 2 Wochen Gnadenfrist denkt sie und macht sich auf den Heimweg. Im Bett liegend, nachdem sie geduscht hat, kreisen ihre Gedanken. Soll sie, soll sie nicht? Spät schläft sie ein. Morgens fühlt sie sich wie gerädert. Eine Woche später beim Training muss sie ran. Als Kreisläuferin um zu sehen, wie es ist, ein wenig Praxis zu bekommen. Überzeugt ist sie aber noch nicht. Auch wenn sie noch weiß, wie es geht, was sie machen muss. Am nächsten Morgen tut ihr alles weh, sie humpelt als sie endlich aus dem Bett gestiegen ist. Innerlich schreit sie laut. Am liebsten würde sie..... tut es aber nicht. Noch 7 Tage. Endlich ist es soweit. Alexa weiß nich ob sie lachen oder weinen soll. Die Mannschaft trifft sich vor der Halle. Bis alle da sind, vergehen ein paar Minuten. Alexa begrüßt freudig Carmen: „Danke Carmen, das Du mich vertrittst. Wenn was ist, sag aber Bescheid, ich hab meine Torwartsachen dabei.“ Zusammen betreten sie die Halle, ziehen sich in einer Umkleidekabine um. Alexa braucht ein Trikot fürs Feld und eine schwarze Trikothose. Beides bekommt sie und es passt ihr sogar einigermaßen. Es geht raus zum Aufwärmen. Vorher begrüßt Alexa, die gerade reinkommende Tina. Sie läßt es sich nicht nehmen zuzuschauen. „Danke, das Du zuschaust. Ich hoffe ich kann Dich würdig vertreten.“ Mit diesen Worten fängt sie an sich warm zu machen. Nach 10 Minuten geht es los. Alexa und die Spielführerin von TUS Öjendorf machen die Platzwahl. Alexa gewinnt. Der Gegner fängt an. Sie stellt sich in die Abwehrmitte. Schaut sich um, dreht sich zu Carmen um und nickt ihr zu. Der Schiri pfeift an. Es geht los. 2 mal 60 Minuten. Wie lange wird sie durchhalten? Nach der langen Pause sind beide Mannschaften nervös, nach 10 Minuten steht es immer noch 0:0. Alexa läuft langsam von Abwehr zum Angriff und wieder zurück. Sie bewegt sich gut am Kreis. Versucht für die Rückraumspielerinnen Platz zu schaffen. Es gelingt ihr schon ganz gut. Leider können sie diese Lücken aber nicht nutzen. Plötzlich aber, Alexa steht völlig frei und bekommt den Ball. Schnell dreht sie sich, springt in den Kreis und wirft das 1:0. Alles klatscht begeistert. Alexa freut sich und läuft schnell mit den anderen zurück. Leider kassieren sie prompt den Ausgleich. Carmen konnte den Wurf von Rechtsaußen nicht verhindern. Weiter geht es. Wieder gehen sie in Führung. Dieses mal konnten sie ausnutzen, das Alexa Platz geschafft hatte. Mit dem Rücken zur Gegenspielerin stehend, dreht sie sich zur Seite und Heike nutzt es aus. 2:1 für ihre Mannschaft. Nach weiteren 10 Minuten nimmt die Trainerin ihrer Gegner das erste Mal das Time Out. Eine Minute um zu verschnaufen, denkt sich Alexa. Ihre Trainerin fragt sie ob es noch geht. Ein bisschen noch ja, antwortet sie. Du machst das klasse bekommt sie noch zu hören, dann geht auch schon wieder weiter. TUS Öjendorf ist im Ballbesitz. Und dieses mal pariert ihre Torfrau den Ball und sie bleiben in Führung. Und können sie sogar auf 3:1 ausbauen. Ihr Linksaußen trifft mit einem sehenswerten Wurf. Es geht hin und her. Alexa kann noch 2 mal vom Kreis treffen. Bis zur Pause bleibt es beim 2 Tore Vorsprung. Zur Halbzeit steht es 6:4 für die Hammer Spielerinnen.

Die Mannschaft verzieht sich in die Kabine.

Trainerin: „Mädels, das war schon ganz gut für den Anfang. In der Abwehr müssen wir noch besser stehen. Alexa, Du bewegst dich schon ganz gut am Kreis. Mach weiter so. Sie schafft Lücken, die wir mehr ausnützen müssen.“ Alexa: „ich bleib erst mal draußen, Trainerin, ich gehe auf dem Schlauch, komme morgen früh garantiert nicht aus dem Bett, bin froh, das ich frei habe.“

Trainerin: „Okay, Alexa, Maren, Du gehst für sie an den Kreis. Vergisst nicht was zu trinken, macht Euch locker, gleich geht es weiter.“ Tina, die neben Alexa steht zu ihr: „Ich glaube Du hast den Job“. Alexa: „Scheisse, hab wohl was falsch gemacht“. Tina: „Ja, du hast 3 Tore geworfen. Du kriegst das hin.“ Zusammen gehen sie alle wieder in die Halle. Ihr Gegner wartet schon. Alexa setzt sich neben Tina auf die Bank. Die zweite Halbzeit fängt an. Die Hammer haben Ballbesitz. Durch einen verlorenen Ball von Mira, können die Öjendorferinnen per Tempogegenstoß verkürzen. Aufschrei auf der Bank der Hammer. Weiter geht es. Maren wirft den Pass von Heike nebens Tor. Postwendend folgt der Ausgleich. Ohjeee hallt es von der Bank. Tina stößt Alexa an: Kannst Du wieder?“. „Ich könnte aber...“ Beide sehen, wie Maren vergeblich versucht sich am Kreis durchzusetzen. Sie hebt die Arme verzweifelt hoch. Schaut sie zu Alexa? Tina stößt Alexa noch mal an. Beide schauen zur Trainerin. Alexa nickt ihr zu. Trainerin: „Maren??? Nächster Angriff.“ Sie macht das Zeichen zum Auswechseln. Alexa steht auf und macht sich bereit. Kurze zeit darauf, kommt Maren angerannt und Alexa läuft für sie ins Feld, direkt nach hinten zum eigenen Kreis. Die Öjendorferinnen drücken auf die Abwehr. Alexa muss kräftig zupacken und die Gegnerinnen zurück stoßen. Zusammen mit der neben ihr stehenden Heike verhindert sie, das die gegnerische Kreisläuferin ein Tor wirft. Glück gehabt. Alexa ist schon wieder aus der Puste und läuft langsam übers Feld und stellt sich am Kreis auf. Auch sie will man wieder wegschubsen. Sie schubst zurück. Der Schiri pfeift. Es gibt Freiwurf. Sie stellt sich mit ihren Mitspielerinnen in einer Reihe auf. Alexa steht in ihrer Mitte, den Ball in der Hand. Sie wirft zur anlaufenden Heike, die hochspringt und den Ball unten links ins Tor wirft. Jubelnd klatschen sie alle ab. Gemeinsam laufen sie zurück in die eigene Hälfte. Zum ersten Mal in der zweiten Hälfte gibt es „Time Out“. Noch 15 Minuten, sagt ihre Trainerin. Alle stehen zusammen. Trainerin: „Wir liegen ein Tor zurück. Das schaffen wir aber noch. Spielt weiter so, bleibt ruhig, keine Hektik, Lücken suchen und rein da.“ Und schon geht es weiter. Die Öjendorferinnen greifen an. Aber die Hammer Mädels können den Ball abfangen und mit Tempogegenstoß den Ausgleich durch Simone erzielen. Es bleibt spannend, keine der beiden Mannschaften kann sich absetzen. Nicht mehr lange bis zum Abpfiff. Die Hammer Mädels befinden sich im Angriff. Alexa kann sich wieder frei laufen. Simone, die Halblinke, sieht das und wirft den Ball schnell zu Alexa. Diese kann sich blitzschnell drehen und in den Kreis springen. Frech wirft sie den Ball über die Torhüterin ins Tor. Die Führung wechselt zu den Hammer Mädels. Alexa pumpt ganz schön, quält sich nach hinten und klatscht die anderen ab. Da es nicht mehr lange bis zum Abpfiff ist, schickt die Trainerin ihre Spielerinnen raus. Jede sucht sich eine Gegnerin. So verhindern sie das der Gegner aufs Tor werfen kann. Im Gegenteil, die Spielerin der Öjendorferinnen verliert den Ball, Simone kann es ausnutzen und alleine vors gegnerische Tor eilen. Sie macht das Tor, der Schiedsrichter pfeift ab. Mit 2 Toren Vorsprung gewinnen sie am Ende das Spiel. Alle jubeln. Der Gegner kommt und sie klatschen sich alle ab. Tina kommt auf Alexa zu: „Ich sags ja, da habe ich meine Vertretung. Du hast keine Chance. Mach es bitte.“ „Nur wenn Du mir das Sauerstoffgerät hälst,“ antwortet sie lachend. Es geht zurück zur Umkleidekabine. Alle ziehen sich aus. Alexa bleibt noch sitzen und lässt die anderen vor beim Duschen. Sie muss erst mal Luft holen. Die Trainerin kommt zu ihr: „Das hast Du gut gemacht. Wenn Du willst, dann auch in der Saison.“ Alexa erwidert: „Ich überleg es mir. Wenn ich nein sage, kriege ich Ärger mit Tina.“ Und lacht. Dann stellt auch sie sich unter die Dusche. Genießt den Wasserstrahl. Sie lässt sich Zeit. Alexa trocknet sich ab, zieht sich ihre Klamotten wieder an, Schuhe und verabschiedet sich von allen. Ab nach Hause, denkt sie und geht zur U-Bahn. 10 Minuten später ist sie schon wieder zuhause. Die Tasche lässt sie fallen und legt sich auf ihr Bett.


Eine Woche später beim Training. Eine Neue ist dabei. Alexa denkt, das sie sie schon mal gesehen hat.

Trainerin: Mädels, das ist Maria. Sie spielt eigentlich in der dritten. Ich habe sie gefragt und sie hilft uns erst mal bis Tina wieder spielt aus. Mit Alexa zusammen spielt sie am Kreis.“ Alexa jubelt: „Hurra, klasse, ich wusste doch, das ich dich kenne. Herzlich willkommen.“ Alexa atmet auf. Sie ist nicht alleine und bis Saisonstart ist noch ein wenig Zeit um Kondition zu bekommen.


Die Saison kann beginnen.


Ende



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Das Selbstbestimmungsgesetz ist da

Endlich ist es  soweit. Ein neues Gesetz muss her! Das wird seit ca 5 Jahren immer wieder gesagt, da das alte "Transsexuellen Gesetz&qu...