Freitag, 2. Dezember 2022

Die falsche Geburt

Jeder Trans Mensch fragt sich doch früher oder später

Warum?
Warum komme ich im falschen Körper auf die Welt?

Erklärungen gibt es viele. Die eine aber nicht, was bedeutet, dass es niemand wirklich erklären kann.

Ich habe eine eigene Erklärung und versuche daraus eine Geschichte zu machen. 

Es war mal irgendwo ein Mädchen, das wartete darauf in die Welt hinein geboren zu werden.



Irgendwo sind alle unter dem Dach von Petrus versammelt und warten darauf auf die Welt zu kommen..



Es ist wieder Spielenachmittag. Einige spielen Mensch ärgere dich nicht, andere mit Karten. In dieser Gruppe sitzt wie oft auch Alexa. Sie spielen Rommee. Stundenlang. Wie so oft kann Alexa manches Spiel für sich entscheiden. So auch jetzt wieder. Sie hat nur noch wenige Karten in der Hand. Plötzlich spürt sie eine Hand auf ihrer rechten Schulter.  Aua, schreit sie laut. Vorsicht, junges Mädchen schallt es in ihr Ohr. Die Gestalt geht weiter. Das Spiel geht weiter. Ihre Nachbarin, rechts neben ihr flüstert ihr etwas zu. Da es gerade etwas laut zugeht, versteht sie kaum ein Wort. 
Ein Gong ertönt. Ende der Spielzeit. Alle stehen auf, es wird erst recht laut. Alexa steht auf, nimmt ihre Tasche und geht zum Ausgang. Ihre Spielnachbarin folgt ihr sofort.  Da wärst du ja beinahe erwischt worden. Du musst besser aufpassen, Mensch. Du weißt doch was dich als Strafe erwartet. Ach was, ich pass schon auf, erwidere ich. Zusammen gehen wir zum Speisesaal, der sich langsam zu füllen beginnt. Am Buffet hole ich mir was zu essen und trinken. Mit Marie quatsche ich dabei die ganze Zeit, so das sich bald einige von anderen Tischen über uns beschweren. Bald darauf kommt auch schon die Aufsicht. Sie stellen sich zu uns an Tisch und sagen  natürlich, ihr beide wieder. Euer Strafbuch wird wieder gefüllt. Stille herrscht um uns herum. Jeder von uns weiß, was das heißt. Wer zu viel drin stehen hat, muss zu Petrus. Oh je, unsere Chancen für diesen Besuch werden immer größer sage ich leise zu Marie. Vor Schreck hält sie ihre Hände vors Gesicht. Wir stehen auf, bringen unser Geschirr weg und gehen auf unser Zimmer. Wir schnappen uns was zu lesen und legen uns auf unsere Betten. Um 22 Uhr geht von alleine das Licht aus. Ich lege das Buch zur Seite und schlafe schnell ein. 
Die nächsten Tage verhalte ich mich ruhig. Bloß nicht auffallen lautet die Devise. 
Aber ich kann nun mal nich aus meiner Haut und falle bald wieder auf. Ich werde ins Büro der Aufsicht gerufen.

Alexa, so kann das mit dir nicht weitergehen, darf ich mir anhören.
Das nimmt kein gutes Ende, glaube mir. Bla bla bla denke ich.. höre stillschweigend zu und gelobe Besserung.

Still ziehe ich mich zurück und laufe nach draußen.
Die Sonne scheint aber mir ist trotzdem kalt.
Ich suche mir eine Bank und setze mich.
Ich schließe die Augen und lehne mich zurück. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht.
Plötzlich setzt sich jemand neben mir.

Wo warst du, fragt sie mich?

Menno Marie, beinahe hättest du mich erschreckt.
Sorry Alexa 
Wie war das Gespräch?
Frach nich, frach bloß nich

Sie nimmt mich in ihre Arme und drückt mich. Es fühlt sich schön an. 

Als es Zeit wird, gehen wir zum Essen.

Die Tage plätschern so dahin. Brav bleiben gelingt mir nicht immer, auch wenn ich mir große Mühe gebe. 

Und so kommt, was kommen muss.

Es ist Nachmittag. Alexa und Marie sind beim Spielen. 

Ich bin wieder beim Karten spielen dabei. Ich kann es nich lassen, meine Augen wandern hin und her. Ich sehe wie Marie versucht mir Zeichen zu geben, es zu lassen. Aber ich ignoriere sie. Leider. Und ich mache weiter, versuche aus den Augenwinkeln in die Karten meiner Sitznachbarn zu schauen. Marie sieht nur eine Möglichkeit. Sie stößt so gegen den Tisch, das alle liegenden Karten runterfallen oder so durcheinander liegen, das ein weiter spielen unmöglich macht. Alle beschweren sich laut, was die Aufsicht auf den Plan ruft. 

Was ist hier los?
Wir unisono  Nix, alles gut

Sie schaut sich um

Alexa und Marie, natürlich seid ihr dabei. Ihr bekommt beide eine Verwarnung!!! Und zur Strafe geht ihr ohne Abendessen ins Bett. Abmarsch!! 

Menno!!  Ich hab doch gar nichts gemacht, antworte ich.

Schmollend steh ich auf und geh auf mein Zimmer. Natürlich nicht ohne sie zu zu knallen.
Ich schmeiße mich auf mein Bett. Schlaf finde ich nicht in dieser Nacht. Auch nicht in den nächsten Nächten. 

Am nächsten Morgen werde ich nochmal über die Verwarnung informiert und das es die letzte ist. Heißt, ich darf mir wirklich nichts mehr zu Schulden kommen 

Die nächsten Tage verlaufen ruhig. Alexa verbringt sie bei schönem Wetter draußen im Park auf ihrer Lieblingsbank mit Blick auf einem See. Mal lesend, mal zusammen mit ihrer Freundin Marie. 

2 Wochen später sind beide in der Aula, die voll ist. Kaum ein freier Platz. Marie geht vorweg und sichert ihnen noch Plätze.

Da haben wir ja noch mal Glück gehabt Marie 

Vorsicht Alexa, ruft Marie plötzlich da kommen welche mit Getränken. Aber da war es schon passiert. Alexa stößt mit ihnen zusammen und die Getränke verteilen sich auf die Umstehenden. Alles schreit auf und beschimpfen Alexa.

Seit ihr Bekloppt, wird sie laut und lauter, könnt ihr Trottel nich aufpassen?

Marie verdreht die Augen, legt ihren Finger auf den Mund in der Hoffnung das Alexa sie sieht und leiser wird. Sie sieht die Aufsicht aufhorchen. Alexa, pass auf, ruft sie ihrer Freundin zu aber die hört sie nicht.

Als sie von zwei bedrängt wird, beschimpft sie sie und schubst mit aller Kraft, das einer von beiden nach hinten in die Sitze fällt, genau auf die sich gerade hinsetzen, die jetzt auch laut auf schreit. 

Von hinten kommt die Aufsicht und

Natürlich, Alexa, wer sonst. Ich denke das wars, du gehst sofort auf dein Zimmer und morgen hast du eine Verabredung mit Petrus.

Nein, ruft Alexa und fängt dabei an zu schluchzen.  Um sich schlagend läuft sie wech. Marie hinter her. Als sie sie einholt fallen sie sich in die Arme und weinen beide. Sie wissen, sie werden sich nie mehr sehen. Die Nacht verbringen sie gemeinsam in Maries Bett.

Am nächsten Morgen, Marie schläft noch. Alexa steht vorsichtig auf, zieht sich an und verlässt leise ihr Zimmer. Bevor sie durch die Tür geht, dreht sie sich noch mal um  und sagt ganz leise 

Mach es gut und vor allem besser als ich. Ich hab dich lieb. 

Sie geht zu einem kleinen Aufenthaltsraum, setzt sich ans Fenster 

Das wars. Mein Strafbuch ist voll. Die letzte Verwarnung hat nichts genützt. 

10 Minuten später wird sie abgeholt und zu Petrus gebracht. Sie betreten sein Zimmer. Er hat sie bereits erwartet. Nervös und ängstlich bleibt sie vor ihm stehen.

Alexa, Alexa, beginnt er..
Haben wir dich nicht oft genug verwarnt? Dir die Folgen erklärt?

Leise antworte ich Ja, Petrus 

Und warum hörst du dann nicht? Du weißt, was jetzt passiert?

Leise.. Ja, Petrus 

Damit ist mein Schicksal besiegelt. Petrus beauftragt die beiden Männer, mich weg zu bringen und ES zu tun. 

Die beiden bringen mich zu diesem einen Raum. Ich werde auf einer Liege angeschnallt.  Einer der beiden holt aus einem Schrank eine Spritze und eine Flasche mit Flüssigkeit. Er öffnet die Flasche und zieht mit der Spritze die Flüssigkeit raus. Das Narkosemittel. Ich schreie so laut ich kann. Der Mann tritt an meine Seite, macht den linken Arm frei und pikst die Spritze in meinen Oberarm. Ich schreie weiter. Es nützt nix. Das Narkosemittel ist in meinem Körper...  
Ich schlafe ein und ....

Oberhausen, Krankenhaus, Kreißsaal 

Hebamme 
Sie haben es geschafft, Frau Müller,
Sie holt das Neugeborene heraus, bindet die Nabelschnur ab und legt das Baby in die Arme der Mutter. Glückwunsch, es ist ein Junge.

 

ENDE

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