Samstag, 7. Dezember 2024

Weihnachten

 Warum war ich noch mal hier???


Hab mich ja sozusagen beschwert, das man Weihnachtsgeschichten nicht 2 Monate vor Weihnachten schreibt, sondern früher, z.b. im Sommer. Vorhin lag ich im Bett und mir fiel dazu etwas ein, das möchte ich Euch vorlesen. Hat auch mit einer Geschichte von Erich Kästner zu tun, die im Sommer geschrieben wurde.

Ich liege da so im Bett und mir fiel plötzlich ein, was passieren würde, wenn irgendwann eines schönen Sommertages unsere liebe Frau Linke reinkommen würde, während wir über aktuelle Bücher reden und uns fragt, wie es denn dieses Jahr mit der Weihnachtsfeier aussieht? Wollt ihr nicht was schreiben und vorlesen?? Jetzt? würde ich sie fragen?? Und ihr gedanklich wohl einen Vogel zeigen (Sorry Frau Linke).


Nach der Literaturgruppe. Ich sitze zu Hause an meinem PC und überlege was ich schreiben könnte. Is eben nicht so einfach. Aber habe ja massig Zeit denke ich. Ich hebe meine Hände in die Luft und schreie, so was bescheuertes!!!!!!
Wer denkt sich sowas nur aus???????

Mir fällt eine Geschichte von Erich Kästner ein, die genau das zum Thema hat.
Na, Ich versuche mal mein Glück. Mal schauen, was daraus wird und ob es Euch gefällt:


Sommer

Es ist ziemlich heiß. Schon seit Wochen. Von mir wird verlangt eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben. Wieso habe ich mich darauf eingelassen? Wo finde ich überhaupt die Inspiration dazu?? Wo ich so schwitze. In meinem Lieblingscafe bestimmt nicht. Ortswechsel?? Gute Idee. Nur wohin? Am besten in die Berge. Deggendorf fällt mir ein. Da war ich ganz früher mit Eltern und Geschwister im Urlaub. Ich geh ins Internet und suche mir die passende Bahnverbindung heraus. Passenderweise habe ich gerade Urlaub. Noch 3 Wochen, sollte reichen. Ich suche mir auch eine passende Pension heraus und buche meinen Urlaub. Am nächsten Tag erzähle ich alles im Treff der Literaturgruppe. Sie sind begeistert.

Am Freitag begleiten sie mich nach dem Frühstück zum Bahnhof. Ich solle ja nicht ohne Geschichte wieder kommen, sagt Eva noch zu mir. Ich grinse. Mal schauen, sage ich. Der Zug steht schon am Gleis, ich verabschiede mich von allen und steige ein. Suche und finde einen schönen Platz in Fahrtrichtung. Nach einem Blick auf die Uhr geht es bald los. Nach 7 Stunden Bahnfahrt stehe ich am Bahnhof Deggendorf mit meinem Gepäck. Hier ist es noch heißer als in Hamburg, denke ich. Ich bin so was von blöd. Ich verlasse den Bahnhof und mache mich auf dem Weg zur Pension. In 15 Minuten Fußweg bin ich da. Und bin auch schnell auf meinem Zimmer. Ich dusche erstmal kalt und setze mich danach auf den Balkon und geniesse den Ausblick. Aus dem nahen Supermarkt hole ich mir was kaltes zu trinken und setze mich wieder auf den Balkon. Ein schöner Anblick, den ich sehr geniesse. Ich schicke meiner Literaturgruppe ein paar Fotos von meiner Aussicht um sie neidisch zu machen.
Nachdem ich mein Glas leer getrunken habe, mache ich mich auf um den Ort zu erkunden. War ja lange nicht mehr hier. Ich finde ein nettes Restaurant in dem ich zu Abend esse. Es schmeckt mir. Die Bedienungen sind nett. Ich komme garantiert wieder. Gehe anschließend zurück zu meiner Pension und ich auf mein Zimmer. Setze mich auf den Balkon.

Warum bin ich noch mal hier???

Da war doch was. Ich genieße die Stille und den Abend. Gehe müde ins Bett und schlafe gleich ein.

Am nächsten Tag werde ich durch die Sonne geweckt.  Wird also nicht kälter heute. Ab unter die Dusche und dann unten in der Pension frühstücken. Ich hole mir eine Decke aus meinem Zimmer, meine Tasche und was zu trinken und gehe zum nahegelegenen See, suche mir einen schönen schattigen Platz. Hier läßt es sich aushalten murmele ich vor mir hin.

Warum war ich noch mal hier???

Fällt mir irgendwie nicht ein. Ich lege mich zurück, schließe die Augen und geniesse die Stille um mich herum.
Traumhaft, hier bleibe ich. Mittagszeit. Ich spüre Hunger. Ich packe meine Sachen zusammen, gehe in die Stadt zum Restaurant, das ich gestern abend schon besucht habe. Da kann man sogar draußen essen. Hurra. Ich finde ein schattiges Plätzchen. Die Bedienung kommt sofort und bringt mir die Speisekarte. Ich finde was schönes und bestelle. Dazu eine kalte Cola. Das Essen kommt zügig und ich esse mit großem Appetit. Danach überlege ich wie ich den Nachmittag verbringe. Ich gehe in Ruhe durch die Strassen, entdecke eine Buchhandlung, die ich sofort betrete. Selbstredend. Sieht wirklich einladend aus. Ich gucke mich um, stöbere auf den Tischen und den Regalen. Schaue mir die Neuvorstellungen an. In der Kinderbuchabteilung fällt bei mir der Groschen

Warum war ich noch mal hier???

Im Regal sehe ich die Ausgaben von Erich Kästner stehen und da fällt es mir wieder ein.

Ich soll nicht ohne eine Weihnachtsgeschichte nach Hause kommen.  Kein Problem. Wenn mir nix einfällt, bleibe ich einfach hier. Ätsch!

In der Buchhandlung suche ich mir ein schönes Notizbuch und einen Kugelschreiber aus und gehe mir erstmal ein schönes Eis holen. Jetzt fehlt nur noch ein schönes Plätzchen zum schreiben. Zurück zum See und eine Bank suchen. Vor mir der See, hinter mir die Berge. Leider kein Schnee, dafür Sonne, Sonne und nochmals Sonne. Wie soll ich da an Weihnachten denken. Langsam verfluche ich mein loses Mundwerk. Bin wohl selber schuld. Die Gedanken schmelzen in der Sonne. Wird heute nix mit Schreiben. Ich geniesse alles um mich herum. Und vergesse die Zeit. Die Sonne fängt an unter zu gehen. Ich packe meine Tasche und wandere zurück zu meiner Pension, esse dort zu Abend. Wieder auf meinem Zimmer geht es erstmal unter die Dusche und dann auf den Balkon. Mit Notizbuch und Stift mache ich mir Gedanken über die Geschichte, die ich schreiben will. Schreibe einfach darauf los. Nach einigen geschriebenen Seiten geht’s ins Bett.


Am nächsten Morgen sitze ich bereits nach dem Aufstehen auf dem Balkon und schreibe fleißig weiter.  Nur unterbrochen durch ein reichhaltiges Frühstück. Auf der Wiese sehe ich Kühe stehen. Ob eine wohl „Eduard“ heißt? Auf mein Rufen wird fleißig mit „Muuuh“ geantwortet. Mittagszeit. Pause. Ich verlasse meine Pension und gehe in mein „Lieblingsrestaurant“ zum Essen.
Anschließend stöbere ich wieder in der Buchhandlung rum. Sie ist einfach toll. Ich komme auch ins Gespräch mit der Buchhändlerin und erfahre viel neues. Über Bücher, über Deggendorf und und und. Schade, das ich bald wieder nach Hause muß. Aber erst muß ich diese Geschichte zu Ende schreiben. Vorher darf ich mich zu Hause nicht blicken lassen. Also zurück zur Pension, auf den Balkon und weiter schreiben. Die Kühe weiden immer noch. Als der Bauer kommt und sie zurück in ihren Stall treibt, höre ich auf. Bin ganz nass geschwitzt und dusche erst mal. Unten in der Pension esse ich zu Abend. Anschließend gehe ich ein paar Schritte nach draußen.  Am nächsten Tag beende ich meine Geschichte und schreibe nach Hause über Whats App, das ich morgen nach Hause komme und welchen Zug ich nehme. Ich packe meinen Koffer, verabschiede mich von der Buchhändlerin und esse noch einmal in dem Restaurant. Und dann ist es soweit. Die Sonne scheint bereits wieder als ich aufwache und mich fertig mache. Noch einmal in Ruhe frühstücken und ich gehe zum Bahnhof.

Als ich abends in Hamburg ankomme, steht die Literaturgruppe auf dem Bahnsteig um mich abzuholen. Die können es wohl kaum erwarten, meine Geschichte zu lesen. Aber da werden sie noch eine Weile warten müssen.......



ENDE




Hommage an Erich Kästner: Die regelrechte Weihnachtsgeschichte enthalten in: Morgen Kinder wird’s nichts geben

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