Anlässlich des 3. Jahrestages meiner Geschlechtsangleichenden Operation habe ich diese Geschichte geschrieben. Sie soll allen die sich dafür interessieren, selber Transgender sind wie ich, einen Einblick zeigen, was auf die Betroffenen zukommt.
Alexa wird operiert
Der Tag vor der Operation
Angst?
Alexa und und ihre Betreuerin Jenni sitzen in einem kleinen Raum im Sozialtreff. Nachdem sie mit vielen anderen Klienten und Betreuern zusammen gefrühstückt haben, ziehen die beiden sich zurück.
Montag Vormittag im Juni. Alexa hatte bereits am Wochenende ihre Tasche für das Krankenhaus gepackt. Alles besorgt, was ihr für den Aufenthalt gefehlt hat. Sie hofft, das sie in 2 Wochen wieder zuhause ist. Vor Aufregung hat sie kaum schlafen können, fühlt sich etwas gerädert, als sie morgens gegen 8 Uhr aufwacht. Nervös ist sie und aufgeregt. Heute Nachmittag soll sie zur Anmeldung im Krankenhaus sein. Das UKE in Hamburg hat sie sich ausgesucht. Alle anderen sind ihr zu weit weg. Niemand könnte sie dort besuchen. Und sie selber hat es nicht so weit bis zum UKE. In ca. einer Stunde ist man bereits mit der U-Bahn dort. Müde steht sie auf und wankt ins Badezimmer, Sie stellt sich unter die Dusche. Anschließend rasiert sie sich und putzt ihre Zähne. Anschließend packt sie alles was sie dafür benötigt in ihre Tasche. Ganz schön schwer ist die Tasche, stellt sie fest. Mist, ruft sie laut! Sie geht zurück ins Schlafzimmer um sich anzuziehen. Danach kontrolliert sie ihre Wohnung (PC, Fernseher, Lampen) ob auch alles aus ist. Nach dem sie das erledigt hat, greift sich ihre Tasche, Haustürschlüssel und verlässt die Wohnung. Sie geht nur nahen U-Bahn Haltestelle und fährt zum Sozialtreff. Die Zeit bis zur Fahrt zum UKE möchte sie dort verbringen.
Ob ich Angst habe? Fragt Jenni gerade. „ Nein überhaupt nicht. Nervös und aufgeregt ja, aber nicht ängstlich. Warum auch? Ich schlafe doch während der Op“
Sie reden über die bevorstehende Operation. Alexa erzählt über den Animierten Film, den sie im Internet gefunden hatte. Er zeigt, wie die OP abläuft. Wie aus einem Penis eine Vagina wird. War nicht leicht, sich das anzusehen. Ziemlich heftig sogar. Aber damals sagte sie sich, egal wie schwer es wird, sie schläft die ganze Zeit, bekommt von alldem nichts mit. Ihre Betreuerin hätte Alexa gerne zum UKE gefahren aber sie muss im Sozialtreff bleiben. Sie ist mit „Sozialberatung“ dran. Schade, denkt Alexa sich. Sie quatschen über Gott und die Welt. Alexa erzählt von ihrem Vorgespräch, das vor 9 Monaten stattgefunden hat. Auch wenn sie es ganz anders gefühlt hat, ging die Zeit doch ganz schön schnell rum. Eben noch zum Vorgespräch im UKE, fährt sie heute wieder hin um am nächsten Tag operiert zu werden. Die Wartezeiten waren für mich das schlimmste an dem ganzen, sagt Alexa. Während ihre Betreuerin sich einen Kaffee holt, geht Alexa noch einmal auf die Toilette. Zurück in dem kleinen Raum. Jenni fragt Alexa, wann sie los muss. „Spätestens um 13.00 Uhr“ antwortet Alexa. Beide schauen zur Uhr, die über der Tür hängt. 12.48 Uhr „Ups“ rufen beide. „Du musst gleich los“, sagt Jenni „Stimmt“, hätte ich jetzt beinahe vergessen“. „Das wärs, wenn ich zu spät kommen würde.“ Alexa steht auf, verabschiedet sich von Jenni Beinahe hätte sie ihre Tasche vergessen. Beide gehen sie zur Tür. „Melde dich nach der OP“, sagt sie zum Abschied. „Na klar, mache ich“. Alexa verlässt den Treff und macht sich auf dem Weg zur U-Bahn. Sie hat Glück. Angekommen, fährt gerade eine Bahn rein und sie kann gleich vorne einsteigen. Sie fährt bis Schlump und steigt in die U3 um. Mit der fährt sie bis Kellinghusenstrasse. Bepackt mit ihren Taschen geht sie zur Bushaltestelle. Wieder Glück. In ein paar Minuten kommt der nächste Bus. Alexa steigt ein und bleibt dicht an der Tür. Sind nur ein paar Stationen und schon verlässt sie den Bus wieder. Direkt vorm Eingang des UKE. Ein paar Minuten später und sie steht an der Anmeldung. Sie bekommt ne Flasche Wasser in die Hand gedrückt. „Wenn sie leer ist und sie noch nicht müssen, bekommen sie eine neue. Sagen sie bitte bescheid, wenn sie müssen.“ „Ok“ antwortet sie und setzt sich auf den nächsten freien Stuhl. Die Taschen stellt sie neben sich hin und fängt an zu trinken. Zum Glück hatte sie ja schon im Sozialtreff etwas getrunken. Dadurch muss sie prompt zur Toilette. Sie geht zur Arzthelferin, bekommt eine Flasche und geht damit zur Toilette. Die volle Flasche gibt sie zurück und darf nach oben in den 3. Stock, wo sich ihr Zimmer für die nächsten Tage befindet. Auf der Station wird sie schon erwartet. Sie bekommt ihr Zimmer gezeigt, stellt ihre Taschen erstmal hin. Die Stationsschwester geht mit ihr anschließend über die Flure zu einem Raum, in dem sie gewogen wird. Zurück im Zimmer setzt sich Alexa erstmal auf das Bett. Die Tür geht wieder auf und die Schwester stellt ihr eine große Kanne mit einer Flüssigkeit hin. „Bitte austrinken". "Sieht das eklig aus“, denkt Alexa. Schmeckt auch so. Am liebsten würde sie den Rest ins nächste Klo schütten. Alexa fängt an zu trinken, will es so schnell wie möglich hinter sich bringen . Während dessen packt sie ihre Tasche aus, räumt die Kleidung in die Schränke. Toilettenartikel bringt sie ins Bad. Auch Handtücher. Dabei sieht sie, das dort bereits Handtücher hängen. Wunderbar, denkt sie, dann kann ich die erst mal benutzen, anstatt meine eigenen. Die leere Tasche verstaut sie oben im Schrank. Um 17.00 Uhr wird Abendbrot auf die Zimmer gebracht. Nur Alexa bekommt nichts. Sie darf erst nach der OP wieder etwas essen. Sie darf nüchtern bleiben. Alexa greift zum Handy und schreibt Chrissi eine Nachricht, das sie im Krankenhaus auf ihrem Zimmer ist und diese eklige Flüssigkeit trinken darf. Bald kommt Antwort. „Viel Spaß beim Austrinken. Alles Gute für morgen“. „Vielen Dank, wird schon schiefgehen“ schreibt Alexa zurück. Sie legt sich aufs Bett, verschränkt die Arme hinter ihrem Kopf.
Ihre Gedanken kreisen zurück. Vor einem Jahr war an die OP noch gar nicht zu denken. Sie hat gerade ihr erstes Gespräch bei der Gutachterin hinter sich, um ihren Vornamen ändern zu lassen. Wartet auf den 2. Termin. Der soll im September stattfinden. Das Gespräch hat fast 2 Stunden gedauert. Die Gutachterin hat viel gefragt, sie hat viel geredet. Am Schluss hat sie Alexa gesagt, das es eindeutig ist. Alexa hat sich sehr darüber gefreut. Bis zum 2. Gutachtergespräch schreibt sie ihre Krankenkasse an. Sie möchte wissen, was sie alles für ihren Antrag auf die GaOp benötigt. Die Krankenkasse schreibt sie, das sie unter anderem ein Vorgespräch mit dem Op Arzt oder Ärztin benötigt. Die nächsten Wochen beschäftigt sie sich mit den benötigten Unterlagen. Sie informiert sich, wer in Hamburg solche Ops anbietet. Die beste Adresse scheint das Universitätsklinikum zu sein. Sie sucht im Internet Adresse und Telefonnummer heraus und ruft am nächsten Tag an. Einen Termin erhält sie im September. Kurz überlegt sie Gutachtergespräch und das Vorgespräch am selben Tag zu machen. Aber sie verwirft das gleich wieder, da sie nicht weiß, wie lange die Gespräche dauern. Könnte sonst Terminprobleme geben.
Während ihre Gedanken zurück schweifen, kommt die Abendschicht rein, fragt ob alles in Ordnung ist und teilt ihr mit, das sie morgen ca 7 Uhr abgeholt wird. Ob sie schlafen kann? Sie zieht sich um, geht ins Bad um sich zu waschen und die Zähne zu putzen. Anschließend holt sie ihr Nachthemd aus dem Schrank. Macht das Licht aus und schlüpft unter die Bettdecke. Ob morgen alles gut geht? Mit dieser Frage schläft sie ein. Das die Nachtschwester reinschaut bekommt sie nicht mit.
Der Tag der Operation
Alexa wacht auf, die Sonne scheint ins Zimmer. Sie streckt ihre Arme und gähnt. Die Tür geht auf, die Nachtschwester kommt rein, legt ihr die OP Kleidung aufs Bett. Der Pfleger kommt bald. Sie hat einiges zu erledigen bis dahin. Sie steht auf, obwohl sie gerne liegen bleiben würde. Sie zieht sich aus und geht ins Bad. Waschen und Zähne putzen ist angesagt. Ihre Wertsachen schließt sie in den Schrank ein. Den Schlüssel gibt sie später den Stationsschwestern. Anschließend zieht sie sich das OP Hemd mit Slip an und legt sich wieder ins Bett. Jetzt beginnt die Warterei. Sie könnte frühstücken. Darf sie aber nicht, sie muss ja nüchtern sein. Schon bald geht die Tür wieder auf und ein Pfleger kommt rein. „Guten Morgen“ begrüßt er sie freundlich. „Ich darf sie jetzt runter in den OP-Saal fahren“. „Juhuuu!! ruft Alexa. Und los geht es. Erst mal raus auf den Flur, dann runter zum Fahrstuhl. Um mehrere Ecken, dann halten wir vor dem Fahrstuhl. Der Pfleger drückt auf den Knopf und Sekunden später öffnet sich die Tür. Und rein. Es geht nach unten ins Erdgeschoß. Und wieder geht es rechts, links um mehrere Ecken. Alexa fragt den Pfleger, wie er sich in dem Labrinth zurechtkommt. Er lacht nur. Bald stehen wir vor dem Eingang zu den OP Sälen. Drauf steht: Für Unbefugte Eintritt verboten! Alexa grinsend zum Pfleger „Die OP fällt wohl aus. Ich darf da nich rein“. Der Eingang öffnet sich und sie wird in den Wartebereich geschoben. Der Pfleger verabschiedet sich und wünscht ihr alles gute. Sie bedankt sich dafür. Sie schaut sich um, außer ihr ist niemand zu sehen. Da kommt eine OP-Schwester. Sie schiebt sie in einen kleinen Raum mit Geräten. An dem wird sie angeschlossen. Die Vorbereitung auf die OP beginnt. Das Gerät funktioniert nicht, wird ausgetauscht, auch das ist wohl kaputt. Ein drittes wird gesucht. Alexa fängt an zu lachen. „OP fällt wohl aus“. Die eine Schwester, die gerade reinkommt, sagt ihr, das das OP-Team auf sie wartet. „Soll ich so reingehen?“ antwortet sie weiter lachend. Da kommt jemand mit einem dritten Gerät. Nun funktioniert alles. Und sie bekommt das Narkosemittel. Sie wollte noch was sagen aber da ist sie plötzlich wieder im Aufwachraum. Sie schaut auf und wundert sich. Sie ist wieder alleine im Raum. Wie spät mag es wohl sein. Sie fühlt unter der Bettdecke den Verband. Sie hat die Operation hinter sich. Freut sich. Sie macht die Augen wieder zu, bis eine Schwester an ihr Bett tritt. „Alles in Ordnung, Frau Boisen?“ Alexa macht die Augen wieder auf und antwortet: „Ja alles in Ordnung mit mir“. Sie lächelt dabei. „Sie werden gleich wieder auf ihr Zimmer gebracht.“ „Danke“. Sie macht solange die Augen wieder zu. Kurze Zeit später kommt ein „anderer“ Pfleger und bringt sie wieder auf ihr Zimmer. Alexa atmet auf.! Hurra!!! schreit sie ins Zimmer. Vorbei. Sie hat ihre OP überstanden. Die Schwester kommt rein und schließt ihren Schrank auf und gibt ihr das Handy. Alexa stellt es gleich an. Einige Nachrichten sind inzwischen gekommen. Sie verschickt Antworten, ist wieder auf ihrem Zimmer, OP zu Ende.
Chrissi schreibt, das sie auf dem Weg und gleich da ist. „Freue mich“ antwortet Alexa „bis gleich“. Alexa schaut auf die Uhr. Es ist 14.00 Uhr. Ca 4 Stunden hat die Operation gedauert. Sieht aus, als wenn alles gut gegangen ist. Näheres erfährt sie wohl morgen bei der Visite. Kurze Zeit später klopft es an der Tür. „Herein“ Chrissi kommt ins Zimmer. „Schööön das Du gekommen bist, ich freue mich.“ Sie tritt ans Bett und beide umarmen sich. Drücken sich fest!!! „Gut siehst Du aus, bemerkt Chrissi. „Bist Du gut hergekommen?“ fragt Alexa. „Ja, gab keine Probleme bei der Zugfahrt und mit der Bahn. Von Kellinghusenstrasse bin ich zu Fuß gegangen.“ Christiane nimmt ihre Tasche und holt 2 Badelatschen raus. Schwarz / Pink. Ich dachte mir, du könntest sie gebrauchen. Alexa drückt sie an sich „Danke, das ist ganz lieb von Dir.“ Alexa hebt ihre Bettdecke hoch „Schau ma“. Beide sehen einen dicken Verband. „Sieht gut aus“ sagt Alexa und lässt die Decke wieder runter. Alexa erzählt vom morgen, das sie vor Lachen gar keine Zeit hatte über die OP nachzudenken, Zweifel zu bekommen. Die Zeit vergeht. Jemand betretet das Zimmer. Abendessen! Alexa sieht das Essen und übergibt sich. Mehrmals. Chrissi springt zurück, damit sie nichts abbekommt. Eine weitere Schwester kommt herein, sieht das Dilemma. Sie müssen aufstehen. Wir müssen alles komplett auswechseln. Alexa schlägt die Hände vors Gesicht. „Ach du Mist“. Chrissi verkneift sich das Lachen. „Du bist mir eine, Alexa“. Alexa steigt vorsichtig auf und stellt sich neben das Bett ohne zu schwanken, ihr Kreislauf ist stabil. Die Bettwäsche ist schnell gewechselt. Erstaunt schauen die beiden Stationsschwestern wie Alexa neben dem Bett steht. „Sie halten sich gut“, wird sie gelobt. Das Bett ist wieder frisch bezogen und Alexa legt sich wieder hin. Alexa und Chrissi sind wieder alleine. Kurz darauf wird ihr ein Becher „Tee“ gebracht. „Vielen Dank“. Alexa nimmt vorsichtig einen Schluck. Sie will sich nicht wieder übergeben. Chrissi schaut zur Uhr. „Meine Liebe Alexa, ich muss wieder los, nach Hause“. Schade, Chrissi, vielen Dank, das Du gekommen ist., meldest Du dich, wenn Du zu Hause angekommen bist?“ „Na klar, mache ich“. Chrissi verläßt das Zimmer und macht sich auf den Weg nach Hause. Alexa nimmt ihr Handy und macht sich Musik an. Legt sich zurück und schließt die Augen. Sie kann es gar nicht fassen. OP. Das blöde Ding zwischen ihren Beinen ist endlich weg. Sie jubelt innerlich. Endlich hat sie eine Vagina.
9 Monate zuvor
Alexa macht sich nachmittags auf dem Weg zum Vorgespräch mit ihrer Op-Ärztin zum UKE. Sie nimmt die U-Bahn und anschließend den Bus, der sie direkt vor die Tür fährt. Das richtige Haus hat sie schnell gefunden. Nun muss sie die Abteilung finden. Sie betritt das Haus und sieht am anderen Ende drei Eingänge. Welches ist wohl der richtige, fragt sie sich. Sie wählt den rechten und geht den Gang lang. Die Tafeln an den Wänden sagen ihr, das war die falsche Wahl. Also wieder zurück. Und den mittleren. Aber auch der ist nicht der richtige. Also nach links außen. Und endlich steht sie an der Anmeldung. Sie stellt sich vor und nennt den Grund warum sie hier ist. Sie darf anschließend weiter zum Wartezimmer. Sie nimmt Platz und schaut sich um. Ausser ihr, warten noch einige andere. Paare, wie sie bemerkt. Sie ist die einzige, die alleine ist. Sie sagt „Hallo“ zu den anderen. Gott sei dank hat sie ihren Ebook Reader mitgebracht. Während der Wartezeit liest sie im Buch weiter, das sie vor 2 Tagen angefangen hat. Es ist ein Roman, der vor dem 2. Weltkrieg spielt, in den 20-30er Jahren. In Berlin. Alexa liest gerne solche Geschichten, es sind ihre momentanen Favoriten. Romane und Krimis, die in dieser Zeit spielen. Das aktuelle Buch spielt in der heutigen Zeit sowie in der Vorkriegszeit. Einer nach dem anderen der Wartenden wird aufgerufen. Da kommt auch schon jemand um sie aufzurufen. Sie geht in das zugewiesene Zimmer. Eine Ärztin sitzt am Tisch. Alexa schliesst die Tür, stellt sich vor und setzt sich vor den Tisch. Auch die Ärztin stellt sich vor. In den nächsten 30 Minuten erfährt Alexa alles über die OP. Sobald sie alle Unterlagen zusammen hat, will sie den Antrag stellen. Nach Zustimmung das die Krankenkasse die Kosten übernehmen, soll sie sich sofort bei der Ärztin melden. Dann erhält sie ihren OP-Termin. Wartezeit ca. 5 – 6 Monate. Alexa erzählt ihrer Ärztin, die sie operieren wird, das es für sie nur darum geht, wann die OP stattfindet und nicht ob sie es machen soll oder nicht. Diese Gedanken hatte sie zu keinem Augenblick. Mit einem guten Gefühl fährt sie wieder nach Hause. Ca. 4 Wochen reicht sie den Antrag bei ihrer Krankenkasse ein. Kurz vor Weihnachten erfährt sie am Telefon, das dem Antrag stattgegeben wird. Ein paar Tage nach Neujahr, ist die schriftliche Annahme in ihrem Briefkasten. Schnell reisst sie den Umschlag auf, liest, jubelt und setzt sich an ihren PC um ihrer OP-Ärztin, eine Mail zu schicken. Den Brief fügt sie als Scan bei. Am anderen Tag als sie von der Arbeit nach Hause kommt und erwartungsvoll in ihren Emaileingang schaut, ist bereits eine Antwort da. 12. Juni soll es passieren.!! Sie atmet tief durch und freut sich. Aber auch 6 Monate Wartezeit liegen vor ihr. Die können lang werden.
Die Nachtschwester schneit rein. Ist es schon so spät? Es ist eine andere als am Vortag. „Ich hab gehört, sie mussten das Bett verlassen. So kurz nach der OP zu stehen ohne das Gleichgewicht zu verlieren, das haben wir nicht so oft.“ „Glückwunsch“. Alexa bedankt sich mit einem lächeln im Gesicht. „Wissen sie wie die OP verlaufen ist?“. „Nein aber das erfahren sie dann morgen früh bei der Visite“. „Ich hasse warten“ antwortet Alexa mit einem Grinsen im Gesicht. Die Vorhänge werden zugemacht, das Licht aus und Alexa ist wieder alleine in ihrem Zimmer. Sie schaut auf ihr Handy. Chrissi ist inzwischen zu Hause angekommen. Alexa wünscht ihr eine gute Nacht. Pling macht es ein paar Minuten später. „Ebenfalls“ schreibt Chrissi zurück.
Tag nach der OP
Eine unruhige Nacht lag hinter Alexa. Immer wieder drehte sie sich von einer Seite zur anderen.
7 Uhr, die Station wacht auf. Laute Stimmen dringen in ihr Zimmer. Ihre Tür geht auf und zu, auf und zu. Immer wieder kommt jemand herein. Zum Schluss wird ihr Frühstück gebracht. Sie setzt sich so hin, das sie in Ruhe essen kann. Um 8 Uhr wird es voll im Zimmer. Visite. Ihre Op-Ärztin ist da und berichtet ihr von der OP. Auch sie hat inzwischen davon gehört, das sie sich übergeben musste. Die Ärzte sind zufrieden mit der OP, alles ist positiv verlaufen. Keine Komplikationen. Die Ärzte verabschieden sich und gehen weiter zum nächsten Zimmer. Jetzt ist wieder alleine mit sich und ihren Gedanken.
Von gelegentlichen Besuchen der Stationsschwestern, die ihren Puls und Blutdruck messen abgesehen. So verlaufen auch die nächsten Tage. Alexa verbringt sie mit lesen und Musik hören per Handy. Zwei Tage nach der OP schaut sich die Ärztin das „Ergebnis“ an und ist zufrieden. Montag soll der Verband gewechselt werden und der Platzhalter kommt raus. Alexa geht auch schon einige Schritte im Zimmer und auf dem Gang vor ihrem Zimmer. Donnerstag Vormittag klopft es plötzlich an ihre Tür. „Herein“ ruft Alexa laut. Ein Überraschungsbesuch, der Psychologe, den sie letztes Jahr hier im UKE besucht hat, ist vorbeigekommen. Er erkundigt sich, wie es ihr geht. Das gehört zum Programm des UKE. Sie unterhalten sich über die OP und wie sie sie verkraftet hat. Kurz darauf verabschiedet er sich auch schon wieder.
Freitag kommt jemand und bringt ihr einen Rollator sowie einen Rollstuhl. Sie darf sich aussuchen, was sie benutzen möchte. Alexa nimmt den Rollator. Zusammen wird der Rollator auf dem Gang vor dem Zimmer getestet. Sie hat keine Schwierigkeiten. Mit ihm erkundet sie in den Tagen darauf die nähere Umgebung und findet einen Shop, in dem sie Zeitungen kauft. Jeden Morgen holt sie sich ihre Zeitungen. Das Gehen macht ihr überhaupt keine Probleme. Auch die Schwestern bekommen ihre Fortschritte mit. Am Samstag macht sie ihre ersten Schritte nach draußen. Nach einer Woche endlich wieder an der frischen Luft. Sie genießt das schöne Wetter. Die Sonne scheint und es ist recht warm. Nach ein paar Minuten geht sie wieder auf ihr Zimmer. Liest in den gekauften Zeitungen. Damit sie nicht nur Wasser trinkt, kauft sie sich auch Getränke. Mit dem Essen, das man ihr jeden Tag bringt, ist Alexa zufrieden. Bisher hat sie immer etwas auf der Speisekarte gefunden. Am Montag holt sie ein Pfleger ab und bringt sie ins Erdgeschoß zum Zimmer der Ärztin, Der Platzhalter wird entfernt. Alles sieht gut aus. Der Verband wird gewechselt. „Wenn bis Mittwoch alles in Ordnung ist, können sie am Freitag nach Hause“. Darüber freut sich Alexa. „Wir sehen uns Mittwoch“. Alexa verabschiedet sich und macht sich alleine auf den Rückweg zu ihrem Zimmer. Eine Schwester bringt ihr einen sogenannten Sitzring. Den soll sie als Unterlage benutzen, wenn sie sich auf einen Stuhl setzt. Am Nachmittag kommt ihre Betreuerin zu Besuch. Sie gehen nach draußen. Alexa macht sich ohne Rollator auf den Weg. Sie erkunden die Umgebung des Gebäudes, in dem Alexas Zimmer liegt. Alexa berichtet ihr über die vergangenen Tage. Eine halbe Stunde später verabschieden sie sich. Alexa geht zurück zu ihrem Zimmer.
Zwei Tage später sitzt Alexa wieder im Zimmer der Ärztin. Die Untersuchung verläuft positiv. Sie darf am Freitag nach Hause. Von der Ärztin bekommt sie noch eine Tasche. Die Ärztin zeigt ihr den Inhalt. Er beinhaltet verschieden große Stäbe. Damit soll sie bougieren. Jeden Tag ca 20 Minuten. Bis Freitag darf sie schon mal damit üben. Zurück auf ihrem Zimmer schaut sie sich die Stäbe in Ruhe an. Alexa fängt schon mal an einiges, was sie nicht mehr benötigt in ihre Tasche zu packen. Sie schreibt Chrissi und ihrer Betreuerin, das sie am Freitag entlassen wird. Am Donnerstag packt sie den Rest ein, schaut noch mal in alle Ecken, damit sie ja nichts vergisst. Den nächsten Morgen kann sie kaum erwarten.
Freitag. Alexa frühstückt ein letztes Mal, die Abschlussvisite findet statt. Sie verabschiedet sich von allen, schaut ein letztes Mal ob sie auch nichts vergessen hat und wartet auf die Entlassungspapiere. Ein paar Minuten später werden sie ihr gebracht. Sie verstaut sie in ihrer Tasche. Ein letzter Blick und es geht nach Hause. Sie nimmt den Bus und fährt damit zur Burgstrasse. Dort steigt sie in die Bahn um und 15 Minuten später ist sie zu Hause. Die Tasche stellt sie erst mal auf den Boden, um sich noch mal auf den Weg zu Aldi. Einkaufen, da nichts im Kühlschrank ist. Anschließend, nachdem sie alles verstaut hat, legt sie sich ins Bett und schläft auch gleich ein.
3 Jahre ist die „Geschlechtsangleichende Operation“ her. Bereut hat Alexa sie keinen einzigen Tag. Sie würde es jederzeit wieder tun. Es gar nicht machen zu lassen, diesen Gedanken hatte sie nie.
ENDE
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