Sonntag, 24. Juli 2022

Passing oder der Wunsch unsichtbar zu sein

Seit ich mein Leben als "Frau" begonnen habe und im Netz nach Infos zum Thema "trans" gesucht habe, läuft mir der Begriff "Passing" über den Weg.

Passing bedeutet für uns "unsichtbar" zu sein, nicht aufzufallen in der Gesellschaft. Nicht als "Mann" wahrgenommen zu werden. Dieses Ziel zu 100 % zu erreichen ist für mich inzwischen, wie die Suche nach dem heiligen Gral.

Sie ist nicht zu erreichen. Oder für mich. Denn diese Suche kann für jeden von uns anders aussehen. 

Aber wer entscheidet wie wir wahrgenommen werden? 

Die Gesellschaft tut es. Du, Sie, Er, Es, Ihr 

Wir bewerten alle Menschen, die wir sehen, die uns entgegen kommen. Überall wo wir uns aufhalten.

Ergo entscheidet ihr alle, ob wir trans Menschen ein gutes oder schlechtes Passing haben, wie ihr uns uns wahrnimmt.

Ich kann einiges tun um Eure Wahrnehmung zu beeinflussen. Damit ich in Euren Augen als Frau wahrgenommen werde und nicht mehr als Mann in Frauenkleidern. 


Da gibt es

1. Die Kleidung

2. Die Stimme

3. Das Gesicht

4. Die Körperbehaarung


Wenn ich höre, das jemand von uns all das tut, um nicht mehr jeden Abend von Männern überfallen und zusammengeschlagen zu werden, wird mir übel. All das sollte ich eigentlich für mich machen, um mich wohl zu fühlen, um so zu sein als Frau, wie ich es mir vorstelle. So wie es jetzt ist, entsteht ein Druck von Außen, dazu kommt dann der innere Druck, den wir uns selber machen. Ein Teufelskreislauf entsteht.


Was kann ich also tun?


1. Die Kleidung

Möglicherweise das einfachste, was wir tun können aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten? Wie jede Frau, stehen auch wir vor der Frage, was wollen wir anziehen. Worin fühlen wir uns wohl. Was tun? Ich kann mir anschauen, was meine Kolleginnen anziehen und mich danach richten. Ich kann mich irgendwo in der Stadt hinsetzen und mir anschauen, was Frauen alles so tragen. Ich kann eine Freundin um Rat und Hilfe bitten. Zwei Möglichkeiten habe ich. Erstens, ich schaue mir genau an, was andere Frauen anziehen, bzw. meine Kolleginnen und richte mich danach um so nicht aufzufallen, keinen Ärger zu provozieren und das Risiko einzugehen, das es für mich die falsche Kleidung ist, ich mich unwohl fühle und krank werde. Oder zweitens, ich schaue auf mich, suche mir die Kleidung, wie ich mich als Frau sehe, ich mich drin wohlfühle und gehe das Risiko ein, aufzufallen und dadurch Ärger mit meinen Kolleginnen zu bekommen. Pest oder Cholera sozusagen. Ich bin den zweiten Weg gegangen, weil es nun mal um mich geht und nicht um andere. Trage die Kleidung, in der ich mich wohlfühle. Und auch der Ärger mit Kolleginnen hat mich nicht davon abgehalten.


2. Die Stimme

Männer haben von Haus aus eine tiefe Stimme, welche sich nach der Pubertät entwickelt. Frauen haben da mehr Glück, ihre Stimmen sind höher. Ihre verändern sich auch nicht nach Abschluss der Pubertät. Sie haben das Glück bzw.. Transmänner, also Trans von Frau zu Mann, das durch Einnahme von männlichen Hormonen (Testosteron), die Stimme nach einer gewissen Zeit von ganz alleine tiefer wird. Dieses Glück haben wir Trans Frauen nicht. Wir müssen auf jeden Fall mit Hilfe von Logopädie mühsam versuchen eine höhere Stimme zu bekommen. (Trans Männer müssen nicht, können aber auch zur Logopädie gehen). Die richtige zu finden ist harte Arbeit und es geht nicht von heute auf Morgen. Man kann natürlich versuchen das ganze abzukürzen. Das funktioniert durch eine sogenannte Stimmband Operation. Dabei wird mittels einer Operation, das Stimmband verkürzt, so wie zusätzlich der Adamsapfel verkleinert bzw. der Kehlkopf abgeschliffen. Eine Erfolgsgarantie für solch eine Operation gibt es nicht. Niemand kann mir garantieren ob es am Ende die Stimme ist, die mich mir erhoffe. Von daher verzichte ich bislang auf diese Operation. Zum Glück ist mein Adamsapfel nicht so ausgeprägt. Glück gehabt!! :) Von daher versuche ich mein Glück alleine mit der Logopädie. 


3. Gesicht

Hier wird es schwierig. Das Gesicht lässt sich nicht so einfach weiblicher machen. Natürlich schminke ich mich wie alle Frauen. Vorwiegend tun wir das um Barthaare unsichtbar zu machen, die dann nach einigen Stunden doch durchscheinen. Auch hier gibt es die Möglichkeit einer Operation. Eine sogenannte Gesichts-Feminisierung. Operativ kann man die Stirn verändern, die Nase evtl verkleinern und am Kinn wird etwas verändert.  Wie erfolgreich so eine Operation ist, kann ich leider nicht beurteilen. Wie auch bei der Stimmband Operation ist auch diese eine, bei der niemand einem diese Entscheidung abnehmen kann und sollte. Wir sollten es uns gut überlegen ob wir diese durchführen lassen oder nicht.


4. Körperbehaarung

Auch hier habe ich im Gegensatz zu anderen Glück. Glück insofern, das ich helle Kopfhaare habe und dadurch auch meine Körperbehaarung eine helle ist. Bedeutet, man muss schon dicht dran sein an mir um zu erkennen ob ich Haare an den Beinen habe oder nicht. Besonders seit ich Hormone nehme ist die Körperbehaarung deutlich zurückgegangen.  Wer zu viele Haare hat und dann auch noch dunkle oder schwarze, der kann sich diese mittels Laser Epilation (Kosten übernimmt die Krankenkasse) entfernen lassen. 


Vielleicht gibt es auch noch mehr, was wir tun können. Wenn mir was einfällt, trage ich es nach. :)


Auf jeden Fall sollten wir mehr auf uns hören, was wollen wir, wie wollen wir sein, was für eine Frau/Mann sind wir. Passing ist wichtig ganz klar. Es nützt uns nichts, wenn wir nicht als Frau zu erkennen sind. Wenn unter der Schminke, der Bartschatten zu sehen ist. Wenn man von anderen Tipps erhält, kann und sollte man sie sich ruhig anhören. Und dann liegt die Entscheidung bei uns, ob wir es machen oder nicht. Ich habe schon erlebt, das da eine Art Zwang war, ich sollte doch machen was man mir sagt und mir hat das überhaupt nicht zugesagt. Da muss man dann auch den Mut haben, nein zu sagen. Vielen Dank für den Tipp aber mir gefällt das Teil überhaupt nicht.


Wie gesagt, am Ende mache ich das für mich, um endlich mein Leben als Frau zu führen. Wie ich es mir vorstelle. :)


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